Donnerstag, 20. Juni 2013

booklove | Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Lang lang ist's her, dass mich ein Buch so derartig mitgenommen hat, dass ich nach dem Lesen der letzten Zeilen nichts anderes tun konnte, als meine Mama anzurufen und ins Telefon zu heulen. Ich habe dieses Buch gelesen, in dem Wissen, dass es mich fertig machen wird, dass ich es in zwei, drei Zügen durchwühlen werde, mit Taschentüchern in der einen und Tee in der anderen Hand. Und genau so war es. Heute war der dritte Tag an dem ich es aufgeschlagen habe und die letzten drei Stunden wurde Seite für Seite umgeblättert, untermalt mit unkontrollierten "Oh Gotts", Oh Ja's" und "Oh Nein's".



Das sagt der Klappentext: Lou & Will. Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt. Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird. Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will.

So wie das Buch im Klappentext beschrieben ist, stellt man sich eine komplizierte Liebesgeschichte vor, mit Alltagsproblemen und so weiter. Das ist absolut nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Ein ganzes halbes Jahr ist das absolute Gegenteil von einer seichten klischeehaften Romanze. Ich habe mich von Anfang an in die Geschichten der Protagonisten eingefühlt und mich in Themen wiedergefunden, die einen sowohl mit Behinderung und Selbstmord als auch mit dem Suchen und Finden des eigenen Ichs konfrontieren.
Ein ganzes halbes Jahr (im Original: Me Before You) ist ein Buch, dass für mich vor allem eines ausdrückt - Hoffnung. Die Hoffnung sein eigenes Leben und das eines anderen zu schätzen, nicht aufzugeben, es zu lieben, wie es ist, oder eben auch nicht.



Die 512 Seiten sind mit so einer Leichtigkeit geschrieben, dass es wirklich fast nicht möglich ist, dass Buch aus der Hand zu legen. Dieses Mittendrin-Sein war für mich eine der vielen besonderen Dinge in dieser Geschichte. Denn wer kennt das nicht? Man liest ein Buch und es ist toll und so weiter, aber irgendwie schafft man es nicht hineinzukommen, in das Leben, die Gefühle, die Wünsche der Protagonisten. So ist es bei diesem überhaupt nicht. Ich war total gefangen, weil obwohl die beiden Hauptcharaktere, Will und Lou, so extrem unterschiedlich sind, kann man sich in beide absolut hineinfühlen.



Will ist einfach großartig in seinem ganzen Sein. Man versteht ihn und seine Gefühle, ärgert sich über seine arrogante Art, die im Grunde nur eine von ihm aufgestellte Schutzmauer ist, aber vor allem will man, genau wie Lou Clark, nur eines - ihm sein Leben zurückgeben. Man will, dass er es wieder genießt, es neu kennenlernt.
Und Lou. Oh, von Lou war ich sofort verzaubert. Ihre verrückte Art durchs Leben zu gehen, diese Einzigartigkeit und dann gleichzeitig dieses Dilemma einen Sinn in ihrem Leben, in ihrem Ich-Sein zu finden. Gerade diese Angst, ob das denn schon alles war, ob das Leben noch etwas Neues für einen bereithält. Ich bin mir sehr sicher, dass sich jeder schon einmal Gedanken darüber gemacht hat.
Und genau deshalb, weil Will und Lou einen quasi zu Überlegungen zwingen, über die man nie richtig nachgedacht hat (könnte ich das? würde ich das? verstehe ich das?), weil sie einen anspornen etwas zu tun, noch glücklicher zu werden, sein Leben zu überdenken, neue Erfahrungen zu machen und einfach mal das zu tun, was das Herz einem sagt, genau deshalb muss man die beiden und dieses absolut geniale Buch einfach beide lieben.



Ich möchte ja gar nicht zu viel verraten, weil ich wirklich will, dass dieses Buch gelesen wird. Ganz oft, in verschiedenen Stimmungen, zu unterschiedlichen Jahreszeiten und immer und immer wieder.

Das Besondere oder auch mein Dilemma war, dass man das gesamte Buch lang nicht weiß was man sich wünscht, wie es ausgehen soll, was denn das perfekte Ende wäre. Aber ich sage nur eins: Die Autorin Jojo Moyes macht das wirklich perfekt. Man braucht wahrscheinlich einige Taschentücher und lange Telefonate mit der Mama, aber das ist mein Endgefühl, während ich hier sitze und das schreibe. Das Ende ist richtig!

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